"Mind War" hat mir insgesamt gut gefallen. Die Art und Weise, wie in diese Episode alle nötigen Informationen über Telepathen gepackt wurden, ist wieder einmal höchste JMS-Effizienz Man erfährt nicht nur, wieviele Telepathen und Telekineten es gibt, sondern auch noch, was die einzelnen Stufen können und wie es ist, als Telepath zu leben. Außerdem gibt es viele Informationen, allerdings keine guten, über den Psi Corps. Die üblichen Psi Corps Regeln gelten offenbar nur bedingt für Psi Cops, „im Interesse der Effizienz“. Vor allem haben andere Telepathen nicht die Rechte von „Normalen“: Sie dürfen Tiefenscans durch Psi Cops nicht verweigern, selbst dann nicht, wenn keine berechtigten Vorwürfe vorliegen. Mind War zeigt nach "Infection" auch eine weitere Variation zum Thema „Wissenschaft im B5-Universum“, bei der diese wieder nicht gut wegkommt: Der Psi-Corps ist u.a. auch eine wissenschaftlich tätige Institution und schreckt vor Menschenversuchen an den eigenen Leuten nicht zurück. Und Ironheart zufolge kontrolliert nicht mehr die Erdregierung den Psi Corps, sondern der Psi Corps beginnt durch Erpressung die Erdregierung zu kontrollieren. Das Ziel des Psi Corps sei Kontrolle nicht nur über Telepathen, sondern auch die Wirtschaft, die Gerichte, Materie und Geist.

Gut gelungen im anderen Handlungsstrang die Charakterentwicklung von G'kar, der hier zum ersten Mal Anzeichen von Mitgefühl und Tiefe zeigt, als er Sakai zu Hilfe kommt. Und es wird in der Ameisenrede sein enormes Redner- und Schreibertalent angedeutet.

Kritikpunkte, die ich habe: Die Darstellung von Ironheart ist für mein Empfinden völlig überzogen, und zwar nicht in einer bewusst-karikierenden Weise; einer der schwächsten Gastauftritte in der Show. Den Tiefenscan an Talia fand ich mit den beiden Talia umrundenden Psi-Cops sehr schwach inszeniert. Und mit Catherine Sakai als Charakter konnte ich irgendwie nie wirklich was anfangen.

Was die Effekte betrifft, hat Cornholio in seinem Review auf Fiction-Box einen Punkt angesprochen, der mir erst vor kurzem wirklich so klar geworden ist: Egal wie technisch unausgereift die Effekte sind, vom künstlerischen Standpunkt aus gibt es bei den Weltraumeffekten selbst in diesen frühen Episoden nichts zu sagen. Diese Weltraumeffekte sind ein Wiedererkennungsfaktor, der B5 von jeder anderen Serie unterscheiden lässt (einer der Gründe, weshalb mir beim Stichwort "Remastering" nie ganz wohl ist). Auf eine gewisse Weise erinnern sie mich an expressionistische Gemälde, beispielsweise von Emil Nolde (von dessen Kunst ich ein großer Fan bin). Vielleicht stören mich deshalb die technischen Unzulänglichkeiten nicht so sehr.

Ich gebe der Folge gute drei Sterne, mit Tendenz zu vier.