Es ist soweit: Wir sind mit Babylon 5 ReVisited bei einer der wichtigsten und auch besten Folgen der Serie angekommen: Schatten am Horizont, in dem der Konflikt zwischen Narn und Centauri endgültig eskaliert - und das, obwohl es kurz davor noch so aussah, als könnte es nun endlich zwischen beiden Völkern Frieden geben. Wohl mit Abstand eine der besten Szenen der gesamten Serie: Ein fröhlicher G'Kar lädt Londo, der gerade den Angriff auf eine große Kolonie der Narn befohlen hat, auf einen Drink ein. Einfach absolut perfekt - vor allem Londo's Reaktion (von Jurasik grandios dargestellt). Die ganze Zeit war er davon überzeugt, der Konflikt mit den Narn könnte nur enden, wenn eine der beiden Gruppen ausgelöscht wird - und er wollte keinesfalls, dass die Centauri das sind. Diese Angst war sicher mit ein Beweggrund dafür, dass er sich überhaupt mit Morden und dessen Verbündeten eingelassen hat. Und gerade in dem Moment, wo er den Befehl zu einem ANgriff gegeben hat der zu einem großen Krieg mit den Narn führen muss, erkennt er, dass es vielleicht doch möglich gewesen wäre eine friedliche Lösung zu finden.

Auch der Rest der Folge ist grandios, vom alten Imperator der sein Leben riskiert um den Frieden zwischen Centauri und Narn zu sichern - nur um dann doch noch damit zu scheitern. Der verheerende Angriff der Schatten, die in wenigen Minuten und ohne Mühe eine gesamte Kolonie der Narn ausschalten, und damit wieder einmal ihre Stärke und Macht beweisen. Sheridan's kluger Schachzug am Ende, mit dem er es doch noch schafft dafür zu sorgen, dass die überlebende Zivilbevölkerung der Narn den Planeten verlassen kann. Der Besuch des Rangers bei Garibaldi, mit der Nachricht eines alten Freundes. Kosh's Besuch beim Imperator und seine Antwort auf dessen Frage, wie das alles enden wird (hier ist ausnahmsweise auch die deutsche Übersetzung, wenn auch grundsätzlich falsch, durchaus gelungen und passend). G'Kars Verzweiflung als er vom Angriff der Kolonie erfährt. Wie Londo und Refa die Pläne des Imperators verraten, er kurz vor seinem Tod erfahren muss dass alles wofür er gekämpft hat nun verloren ist (mir gefällt dabei auch immer wieder gut, wie er Refa wegwinkt, so als würde er sich mit so einem kleinen, unwürdigen Wurm nicht abgeben wollen ). Wie Vir sich hier zum ersetn Mal gegen seinen "Meister" auflehnt und ihm davon abrät, sich an Morden zu wenden (sorry, ich weiß, ich schreibe das ganze ziemlich durcheinander). Londo's Traum, den wir hier (nachdem er uns in der ersten regulären Folge, "Ragesh 3", nur erzählt wurde) zum ersten Mal sehen. Und und und...

Kurz gesagt: Es ist unheimlich viel los in dieser Folge, JMS zieht die Spannungsschraube hier dermaßen an, dass es wirklich beachtlich ist, dass der Folge trotzdem noch genug Luft zum Atmen bleibt und es auch wenn sich die Ereignisse überschlagen nie überhastet wirkt, sondern den verschiedenen Momente, Szenen und Entwicklungen auch immer gerade noch genug Zeit bleibt, um beim Zuschauer die gewünschte Wirkung zu entfalten. Der Hugo-Award (mit dem sich diese Folge immerhin gegen prominente Kandidaten wie "Apollo 13", "12 Monkeys" und die DS9-Folge "Der Besuch" durchgesetzt hat) war jedenfalls hochverdient.

Einfach nur grandios: 10/10.


Entweder haben sich die Synchroleute hier wieder mehr angestrengt, oder wir hatten einfach Glück, aber viele Fehler hat man sich eigentlich nicht erlaubt. Generell sind es diesmal eher kleine Feinheiten als richtige Fehler:

  • Londo fragt Vir, ob er sich aufgrund des soeben geführten Gesprächs mit Refa unwohl fühlt. Als dieser bejaht, erwidert Londo "Dann sind wir beide einer Meinung." Im Original sagt er "Than we have something in common." Es ist nicht wirklich falsch übersetzt, aber ich frage mich, warum man nicht bei "dann haben wir etwas gemeinsam" bleiben konnte...


  • Einen Fehler hat man sich dann, was den Sinn eines Dialogs betrifft, doch erlaubt. Der Imperator sinniert über das Leben... "Die Vergangenheit prägt uns, die Gegenwart verwirrt uns, und die Zukunft ängstigt uns..." soweit so gut, das gleiche sagt er auch im Original. Aber dann... "das Leben zerrinnt unaufhaltsam, Minute für Minute, ein Nichts im riesigen, grenzenlosen Weltall." Im Original heißt es hier "and our lives slip away, moment by moment, lost in that vast, terrible in between."


  • Beim Empfang für den Imperator meint Sheridan, dass man wohl nicht hoffen durfte, dass Botschafter Kosh sich anschließen würde. Dr. Franklin meint daraufhin "speaking of too much to hope for..." und weist darauf hin, dass G'Kar soeben den Saal betreten hat. In der Übersetzung wurde daraus "wo wir gerade von Botschaftern sprechen". Auch das kein schlimmer Fehler, aber mal wieder eine - aus meiner Sicht - unnötige Freiheit, die sich die Übersetzer herausgenommen haben.


  • Zwei Sätze aus Sinclairs Botschaft gefallen mir im Original deutlich besser als in der Synchro. Dort rät er Garibaldi "Stay close to the Vorlon." in der Synchro heißt es "Halte ständigen Kontakt mit den Vorlonen." Mal ganz abgesehen davon, dass aus Einzahl Mehrzahl wird, ist jemanden in seiner Nähe zu behalten was anderes, als mit ihm Kontakt zu halten. Gleich darauf gibt es einen noch größeren Fehelr IMHO. Sinclair sagt, Garibaldi solle nach Schatten Ausschau halten. "Sie schlagen zu, wenn man es nicht erwartet." Im Original sagt er hier "they move when you're not looking at them." Vor allem den Unterschied zwischen erwarten und hinschauen finde ich relevant.


  • Sheridan zum Sicherheitsteam, nachdem sie G'Kar aufgehalten haben: "Lassen Sie ihn, er wird sich wieder beruhigen." Im Original: "Leave him alone. Just... leave him alone." Irgendwie finde ich das "er wird sich wieder beruhigen" herablassend, so als würde G'Kar überreagieren und hätte kein Recht dazu, so auszurasten. Ev. interpretiere ich hier ja zu viel hinein, aber im Original scheint hier aus meiner Sicht Respekt und Verständnis durch, ev. zum ersten Mal zwischen diesen beiden Figuren, und für mich ist es eine Schlüsselstelle in ihrer Beziehung. In der deutschen Übersetzung geht diese Wirkung aus meiner Sicht verloren...


  • Sheridan's Regel Nr. 27 (?) wurde ebenfalls im Sinn verändert. Im Original meint er, man solle den Feind immer davon überzeugen "that you know more than you really know." In der Übersetzung wurde daraus "dass du mehr weißt als er.", was ja nun nicht wirklich das gleiche ist.


  • Und der letzte erwähnenswerte Synchro"fehler": Nachdem sich Londo "großzügigerweise" dazu bereit erklärt hat, die Zivilbevölkerung der Narn freizulassen, meint Sheridan, dass dieses Zugeständnis "wird realistisch eingeschätzt werden, Mollari." Weiß nicht wie's euch geth, aber ich konnte mit diesem Satz nie was anfangen. Im Original sagt er "will be appreciated for what it is, ambassador." Auch spricht Boxleitner das letzte Wort im Original mit so viel Verachtung aus, dass man glauben könnte es wäre eine Beleidigung. In der Synchro ist Sheridan zwar auch nicht gerade nett, aber hier fand ich Boxleitners O-Ton doch noch deutlich fieser und passender...


So, und jetzt bin ich mal gespannt, ob's hier tatsächlich jemanden gibt der sich traut nicht für "genial" zu stimmen. Ich richt' schon mal die Steine her...